BRENNEND FRIEREN
Wenn die Sonne unterging, brauchten sie mich mehr als je zuvor. Das Kind im Haus konnte es kaum erwarten, mich anzuzünden, doch die Mutter wartete immer bis zum letzten Moment, den sie ertragen konnte.
Manchmal
erhellten Sprengkörper den Himmel und ließen das Zelt für einen kurzen Moment
aufleuchten. Die Mutter sagte den Kindern, es seien Feuerwerke. So begegneten
die Kinder dem mit Aufregung und nicht mit Angst. Es war ihr Weg, die Furcht
ihrer Kinder im Krieg zu lindern. In dieser Nacht flehte Sara ihre Mutter an,
mich anzuzünden. Schließlich stimmte sie zu. Früher nutzten sie mich nur, um
beim Lesen ein sanftes Licht zu haben. Manchmal stellten sie mich ins Regal und
vergaßen mich wochenlang.
Jetzt war ich eine Kerze, vor deren Ende sie sich fürchteten. Jedes Mal, wenn ich fast heruntergebrannt war, stellten sie eine weitere Kerze neben mich, um mich größer wirken zu lassen. Ich erinnere mich an die Zeit, als ich nur auf einem staubigen Regal stand. Manchmal wischten sie nur den Staub von mir ab und gingen weiter. Sara zündete mich an und schlief zusammengerollt in dem Bett aus einer Decke, das ihre Mutter für sie gemacht hatte. Ayşe deckte ihre Kinder zu und dachte an die Vergangenheit. Früher hatte sie für jedes Kind eine passende Decke, je nach Jahreszeit. Jetzt deckte sie drei Kinder gleichzeitig zu und wickelte sich selbst in die einzige Decke, die gerade ihren Rücken bedeckte. Sie war dankbar für jedes kleine Stück, das ihr im Leben geblieben war. Denn in dieser Kälte hatte sie ein Zelt und eine Decke und sie war zufrieden mit ihrem Anteil.
Früher
schmückte ich manchmal die fröhlichen Esstische der Familie. Manchmal brannte
ich beim Lesen und verbreitete ein warmes, sanftes Licht. Sehr selten wurde ich
gebraucht, wenn der Strom ausfiel. Damals tat es gut, einmal nützlich zu sein.
Jetzt vergeht in der Kälte Gazas kein Tag mehr ohne mich. Sie achten sehr
darauf, dass ich nicht ausgehe. Mein Licht reicht nur, um zu leuchten. Kann
eine Kerze überhaupt frieren? Wenn ich sie so sah, fror ich brennend. Ich
schmolz langsam dahin und sorgte mich, was passieren würde, wenn ich eines
Tages ganz verschwinde.
Dieses Leben hier konnte fast eine Kerze zum Sprechen bringen. Es berührte die ganze Menschheit. Einige Menschen machten diese Sache zu ihrer eigenen. Sie kämpften dafür und sorgten sich um eine Sache, die nur sehr wenige unterstützten. Und langsam wuchsen sie zu einer großen Bewegung heran. Andere sahen von diesen lehrreichen Szenen weg und ignorierten sie einfach.
Die Menschen mussten wählen, auf welcher Seite sie
stehen wollten. Und ich. İch war ausgewählt. Vielleicht war dies für eine Kerze
die größte Ehre, an einem Ort zu schmelzen, der ein Tor zum Paradies ist. Meine
Geschichte war eine Geschichte, die nicht jeder Kerze vergönnt ist.
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